Eine gründliche Zahnreinigung, Untersuchung der Zähne, des Zahnhalteapparates und das Erstellen von Dental-Röntgenbildern sowie Behandlungen können nur in Narkose durchgeführt werden. Beim wachen Tier ist das nicht möglich, die Verletzungsgefahr ist zu gross und die Kooperationsbereitschaft des Patienten nicht gegeben.
Jede Form der Anästhesie ist ein medizinischer Eingriff, der gewisse Risiken birgt. Deshalb ist die Angst vor Narkosezwischenfällen ist sehr verständlich.
Man muss aber dazu anmerken, dass moderne Narkoseprotokolle und Überwachungsmethoden einen sehr hohen Grad an Sicherheit bieten.
Wir möchten das Risiko nicht bagatellisieren, aber unsere dreissigjährige Erfahrung verbunden mit modernsten Narkose- und Überwachungstechniken reduzieren das Risiko auf ein Minimum. Wir sind uns gewohnt, alte Patienten zu narkotisieren. Die Hälfte unserer Patienten ist zehn Jahre alt und älter. Wichtig ist, dass alles in Ruhe abläuft.
Ein Beispiel einer Rückmeldung:
Lieber Herr Dr. Morgenegg
Kürzlich haben Sie unserer Hündin Senna drei Eiterzähne gezogen. Sie wissen, dass wir Bedenken hatten, ihr in Anbetracht ihres fortgeschrittenen Alters sowie ihrer Niereninsuffizienz zwei Narkosen zuzumuten.
Doch wie Sie es uns vorausgesagt hatten, hat Senna die beiden Behandlungen gut überstanden und sich von den Operationen erstaunlich schnell erholt. Seit sie ihre Problemzähne los ist, hat sie an Vitalität und Lebensfreude gewonnen. Auch scheint uns, dass sich ihre Gelenkprobleme, welche sie während Monaten belasteten, gebessert haben. Wir erinnerten uns dabei an die Geschichte eines Ihrer alten Patienten, der Ihren Worten zufolge (bzw. jener seines Frauchens) nach einer Zahn-OP wieder in die Haut eines jungen Hundes schlüpfte…
Mein Mann und ich danken Ihnen nochmals für Ihre äusserst kompetente und liebevolle Behandlung von Senna und hoffen natürlich, dass wir nie mehr zu Ihnen kommen „müssen“. Doch sollten wir wieder einmal in einer solchen Situation sein, werden wir uns sehr gerne und auf direktem Weg bei Ihnen melden.
Herzliche Grüsse
Andrea Scherer
Ablauf
Wir verwenden zeitgemässe Narkoseprotokolle. Die Patienten werden sediert (Beruhigungsspritze), nach 10-15 Minuten wird die Narkose eingeleitet. Wir arbeiten ausschliesslich mit Inhalationsnarkose. Zudem werden die Atemwege abgedichtet und so vor Spülwasser geschützt. Jeder Patient wird an Überwachungsmonitore angeschlossen. Erst danach wird mit der Untersuchung begonnen.
Hund:
Die letzte grosse Mahlzeit bekommen die Hunde sechs Stunden vor dem Eingriff, etwa drei Stunden davor noch ein Häppchen, trinken dürfen sie immer. Reisen Sie bitte frühzeitig an, kalkulieren Sie Verkehrsprobleme ein und machen Sie unmittelbar vor dem Termin noch einen kleinen Spaziergang zum Versäubern.
Zuerst wird eine Beruhigungsspritze verabreicht. Danach können die Hunde auf dem von uns entwickelten Tragkissen einschlafen (sie schlafen nur, sind nicht narkotisiert). Das dauert ca. 10 Minuten. Die Patienten sind sicher froh, wenn während dieser Zeit eine Bezugsperson anwesend ist. Danach übernehmen wir.
Die Narkose wird eingeleitet, der Patient an die Überwachungssysteme angeschlossen. Erst wenn alles stabil ist, beginnen wir mit der Arbeit: zuerst werden die Zähne gereinigt, danach einzeln untersucht, Röntgenbilder angefertigt und ein Befundungsprotokoll erstellt (Dentalstatus). Bei Hunden, die 5-6 Jahre und älter sind, röntgen wir alle Zähne, bei jüngeren Tieren werden verdächtige oder veränderte Zähne geröntgt oder nach Absprache das ganze Maul. Mit den Befunden erstellt man einen Behandlungsplan. Falls gewünscht rufen wir vor Beginn der Behandlung an. Es muss aber sichergestellt sein, dass wir innert Kürze jemanden erreichen, da sonst die Narkosedauer unnötig verlängert wird und damit das Narkoserisiko steigt. Können wir niemanden erreichen, fangen wir mit der Behandlung nach bestem Wissen und Gewissen an. Es gibt Situationen, bei denen man die Behandlung in zwei Sitzungen machen muss. Das wird aber besprochen.
Beim Abholen werden Befunde und Behandlungen erklärt. Die Nachkontrolle wird in der Regel vom überweisenden Tierarzt gemacht.
Katze:
Die Katzen bekommen sechs Stunden vor dem Termin die letzte normale Futterration, drei Stunden vorher darf noch ein Häppchen angeboten werden, Trinken ist immer erlaubt (Diabetes-Patienten werden besonders gehandhabt). Die Patienten werden in einem geeigneten Katzenkorb gebracht und uns im Wartezimmer übergeben. Nach einer Akklimatisationszeit beginnen wir mit dem gleichen Prozedere wie beim Hund: Sedation, Narkoseeinleitung, Befunderhebung. Bei Katzen werden immer alle Zähne geröntgt, weil sie sehr viele Probleme im Wurzelbereich haben.
Beachte:
Wir machen keine Behandlungen am narkotisierten Tier im Beisein der Besitzer. Wir werden dadurch abgelenkt und erfahrungsgemäss verlängert sich die Narkosedauer um 25-50%. Damit steigt, v.a. beim älteren Patienten, das Narkoserisiko und das wollen wir nicht eingehen.
Risiko
Leider besteht immer ein kleines Narkoserisiko, beim Menschen wie beim Tier. Jeder Eingriff in Allgemeinanästhesie birgt bei aller Sorgfalt in der Durchführung das Risiko, dass nicht feststellbare innere Erkrankungen oder eine nicht bekannte Unverträglichkeit eines Medikaments während der Narkose zu Komplikationen führen können, die im Extremfall Gesundheit und Leben des Patienten gefährden können. Mit modernen Narkoseprotokollen und einem intensiven Überwachungssystem (Monitoring) können diese Risiken sehr klein gehalten werden. Es gibt leider keine 100%-ige Sicherheit, aber wir können versichern, dass wir 100% geben, dass alles gut geht.
Eine vorgängige Blutuntersuchung (Narkoseprofil) bei Ihrer Tierärztin kann das Risiko noch weiter vermindern, aber leider nicht ganz eliminieren.
Rassespezifisches
Collies: Viele Collies leiden am MDR-1 Gendefekt, welcher die Regulation der Bluthirnschranke und somit die Wirkung von Medikamenten beeinflussen. Wenn der Defekt heterozygot (+/-) oder nicht vorhanden ist (+/+), wirken die Medikamente normal. Vorsicht ist geboten bei Nichtvorhandensein (-/-). Bei sorgfältiger Anwendung werden Narkotika jedoch gut vertragen. Es kann aber in seltenen Fällen zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen.
Brachycephale Tiere: Auf Grund der zuchtbedingten Deformationen können brachycephale Hunde in der Aufwachphase gefährdet sein. Die Nasenatmung ist infolge Verkürzung der Nase reduziert, das Gaumensegel ist oft zu lang und die Zunge kann zu gross und zu lang sein für die Maulhöhle. Zudem ist der Larynx oft sehr eng. All diese Umstände können Atmung und Thermoregulation stark behindern und stellen in der Aufwachphase ein erhöhtes Risiko dar.
Rassekatzen: Gewisse Rassekatzen leiden an Hypertrophen Cardiomyopathie (HCM), einer Herzmuskelerkrankung. Diese Erkrankung kann während der Narkose zu Komplikationen, manchmal sogar zum Tod führen. Zu den Katzenrassen, die häufiger betroffen sind, gehören: Britisch Kurzhaar, Maine Coon, Perserkatze, Devon Rex, Ragdoll. Im Vorfeld einer Narkose kann man bei der Haustierärztin mittels Herzultraschall- oder Blutuntersuchung (NT-pro-BNP) abklären, ob die Katze darunter leidet.
Rassekatzen: Gewisse Rassekatzen leiden an Hypertrophen Cardiomyopathie (HCM), einer Herzmuskelerkrankung. Diese Erkrankung kann während der Narkose zu Komplikationen, manchmal sogar zum Tod führen. Zu den Katzenrassen, die häufiger betroffen sind, gehören: Britisch Kurzhaar, Maine Coon, Perserkatze, Devon Rex, Ragdoll. Im Vorfeld einer Narkose kann man bei der Haustierärztin mittels Herzultraschall- oder Blutuntersuchung (NT-pro-BNP) abklären, ob die Katze darunter leidet.
Medikamente
Dauermedikamente: werden durchgehend verabreicht, auch am Tage der Narkose (allenfalls mit einem kleinen Häppchen Futter). Ausgenommen sind die Herzmedikamente der Gruppe der ACE-Hemmer (Fortekor, Vetmedin, Vasotop), die für einen Tag ausgesetzt werden.
Diabetiker: Erhalten im gewohnten Rhythmus vor der Narkose eine Injektion, aber nur die halbe Disis Insulin plus eine halbe Dosis Futter.
Komplikationen
Trotz ungeteilter Aufmerksamkeit und permanenter Überwachung kann es bei medizinischen Eingriffen und in der Heilungsphase zu nicht vorhersehbaren Komplikationen kommen. Diese sind aber sehr selten.
Der Ordnung halber seien hier einige aufgelistet: Wundheilungsstörung, Nahtdehiszenz, Nachblutungen, Wundinfektion, Organschäden nach Anästhesie, akutes Versterben während oder nach der Narkose, Nervenschädigungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, allergische Reaktion, Venenentzündung.